Vernissage der Jubiläumsausstellung im Altstadtsaal

Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg, Nadine Wickert vom Historischen Verein des Genossenschaftsverbandes Bayern und Aufsichtsratsvorsitzender Johann Forster bei der feierlichen Eröffnung der historischen Ausstellung im Altstadtsaal.

Heute heißt sie VR-Bank Landsberg-Ammersee, doch vor genau 130 Jahren wurde ihre Vorläuferbank als Vorschusskasse gegründet. An die Geschichte der Bank und die Umstände ihrer Gründung erinnert jetzt eine Ausstellung im Altstadtsaal der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Diese wurde vom Vorstandsvorsitzenden Stefan Jörg eröffnet. Konzipiert hatte den Blick in die Vergangenheit mit Dokumenten und Bildern aus der Zeit des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts Nadine Wickert vom Historischen Verein des Genossenschaftsverbandes Bayern aus München.

 

Gleich zwei Mal nahm der Vorstandsvorsitzende Stefan Jörg – seit 36 Jahren „überzeugter Genossenschafter“ – Anlauf, um die Ausstellung beginnen zu lassen. Wegen eines falschen Feuerwehralarms mussten sich die Gäste nach draußen auf die Ludwigstraße begeben, um das An- und Abrücken der Feuerwehr abzuwarten.

 

Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 – 1888) hatte die Idee der genossenschaftlich geführten Bank als Antwort auf die Verarmung der Landwirte. Die waren – damals wie heute – notorisch von den Unbilden des Wetters abhängig. Wenn die Ernte vom Dauerregen zerstört wurde, dann war in den Küchen der kleinen Bauern Schmalhans Küchenmeister. In wenigen Worten skizzierte Stefan Jörg die Lage der Bauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts:

„In dieser Situation der kleinen Landwirte widersetzte sich der kleine Beamte Friedrich Wilhelm Raiffeisen den Anweisungen der Regierung und gab das dringend benötigte Brotgetreide gegen Schuldscheine an die Bauern ab und nicht wie angewiesen nur gegen sofortige Bezahlung. Dass aber dies Vorgehensweise auf Dauer nicht ausreichte und nicht gut gehen konnte, kam ihm der Gedanke einen Hilfsverein zu gründen.“ Der Hilfsverein nannte sich „Brodverein“, das heißt, es ging vor allem um die Versorgung mit Lebensmitteln.

Raiffeisen brachte es fertig, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie, wenn sie sich gegenseitig helfen, alle am Ende davon profitieren. „Das war der Beginn der Genossenschaft, und bis heute gilt: Was einer nicht vermag, das vermögen viele“, wie Raiffeisen sagte.

 

Historikerin Wickert vertiefte den Blick zurück mit zahlreichen Details. So wurden mit der Aufhebung des Zunftzwangs 1848 und der Leibeigenschaft die Bauern in direktem Wettbewerb zu den Großgrundbesitzern gestellt. Die recht verschiedene Ständegesellschaft wandelte sich in eine besitzverschiedene Klassengesellschaft. Der Rechtsanwalt Schultze-Delitzsch gründete 1850 den ersten Vorschussverein und bereits acht Jahre später gab es 25 solcher Vorschusskassen. Am 19. September 1886 folgten die ersten Kassen in Eresing, 1889 in Epfenhausen, Kaufering und schließlich in Windach.

 

1896 gibt es 17 Darlehenskassen im Landkreis Landsberg, die mit Pfarrern besetzt sind, denn diese verbreiteten ebenfalls den genossenschaftlichen Gedanken. Zu diesen geistlichen Initiatoren zählten auch der Pfarrer Caspar Willibald Kaiser. Insbesondere Pfarrer Kaiser gründete zwischen 1883 und dem Jahr 1903 62 Darlehensvereine. Von den 48 Darlehenskassen in ganz Oberbayern stammten elf aus dem Landkreis Landsberg. Heute finden sich in Bayern 1294 Raiffeisengenossenschaften mit etwa 2.2 Millionen Mitgliedern.

(Auszug aus dem Ammersee Kurier Nr. 31 vom 21.04.2017; mit freundlicher Genehmigung des Ammersee Kurier)

 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie der Abends und erhalten Sie einen Eindruck von der Ausstellung und der Vernissage.

 

Die jeweils aktuelle Ausstellung sowie geplante Ausstellungen im Altstadtsaal im VR-Bank Haus sind jederzeit unter www.altstadtsaal.de ersichtlich.