Lernen, wie Genossenschaft geht: Delegation aus Madagaskar zu Gast bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee

(v.l.) Vorstand Martin Egger, Simultandolmetscherin Caroline Elias, Vorstand der VR-BürgerEnergie Albert Rösch und Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg mit der Delegation aus Madagaskar

Internationaler Besuch bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee: Eine Delegation aus Madagaskar informierte sich im Rahmen eines Deutschlandbesuchs bei der größten Genossenschaftsbank der Region über das genossenschaftliche Prinzip und seine Vorteile.

Über 8000 Kilometer hatten die afrikanischen Gäste hinter sich, als sie in Landsberg aus dem Bus stiegen. Stefan Jörg, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Landsberg-Ammersee, mit seinem Vorstandskollegen Martin Egger und Marketingchef Manfred Doll ließen es sich nicht nehmen, die von der Regierung Madagaskars entsandte Delegation persönlich am Hauptplatz abzuholen und zum Altstadtsaal im VR-Bank-Haus zu begleiten. Hier wartete eine Präsentation auf die Gäste, denn ihr Besuch hatte vor allem ein Ziel: lernen, wie Genossenschaft geht.

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hatte die VR-Bank Landsberg-Ammersee als einen der Gastgeber für die Deutschlandreise der madagassischen Delegation angefragt. In Landsberg kam man der Bitte gerne nach.

Stefan Jörg und Albert Rösch, Vorstand der VR-BürgerEnergie und Bereichsleiter Firmenkunden in der VR-Bank, erläuterten den Gästen in einer zweistündigen Präsentation, wie sich das Genossenschaftswesen in Deutschland entwickelt hat und welche Vorzüge es bietet. Eine Simultandolmetscherin übertrug die Ausführungen ins Französische, die Landessprache der Gäste. Zudem war die gesamte Präsentation mit zweisprachigen Folien unterlegt.

Genossenschaften sind in dem afrikanischen Inselstaat, der zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, bisher praktisch unbekannt, könnten aber einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung leisten. Denn sie bieten gerade für Landwirte, Handwerker und kleine Unternehmen Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen, die anders nicht zu realisieren wären.

Stefan Jörg verdeutlichte dies anhand eines Blicks in die Geschichte. Auch in Deutschland herrschten Not und Armut, als Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Genossenschaften gegründet wurden. Nach einer Missernte waren die Lebensmittelpreise explodiert, die Menschen mussten hungern. Damals entwickelten Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch unabhängig voneinander die genossenschaftliche Idee: Viele legen ihr Geld zusammen für Investitionen, von denen alle profitieren. Ob Landwirte gemeinsam Saatgut kauften oder Handwerker zusammen in Maschinen investierten - in jedem Fall waren es Projekte, die nur gemeinsam zum Erfolg geführt werden konnten.

So funktioniert es im Prinzip bis heute: Die VR-Bank gibt an ihre Mitglieder Geschäftsanteile aus und finanziert aus dem so gewonnenen Kapital Investitionskredite für ihre Kunden. Gleichzeitig vermittelt sie staatliche Förderungen und öffentliche Finanzierungsmittel, die gerade für kleinere Betriebe wichtig sind.

Wie Albert Rösch erläuterte, gehören kleine und mittlere landwirtschaftliche Familienbetriebe bis heute zu den Kunden der VR-Bank. Auch konnte er als erfolgreiches Beispiel einer neueren, regionalen Genossenschaft die 2011 von der VR-Bank Landsberg-Ammersee gegründete VR-BürgerEnergie vorstellen. Wichtig auch: Das investierte Geld bleibt vor Ort, von der Wertschöpfung profitieren die Menschen in der Region.

Dass es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe geht, macht Genossenschaften zu einem inzwischen weltweit verbreiteten Erfolgsmodell. Mit dieser Erkenntnis reiste die madagassische Delegation nach einem spannenden Vormittag wieder ab - nicht ohne wenigstens kurz einen Eindruck von der schönen Landsberger Altstadt gewonnen und echt bayerische Brezn gekostet zu haben.

Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg erklärt, wie Genossenschaft geht